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Vieles konnte sich Helga Zwosta nicht erklären: das Nicht-Weinen-Können. Das Gefühl, keine Lebensberechtigung zu haben. Die Sehnsucht, nicht zu sein. Die Ursachen lagen in ihrer frühesten Kindheit - und in den Traumatisierungen ihrer Mutter während des Zweiten Weltkrieges. Um diese herauszufinden, machte sich die Mutter von drei Kindern auf Spurensuche: Tagebucheinträge, Briefe und auch Reisen an Orte ihrer Kindheit halfen weiter, außerdem das Arbeiten mit Möglichkeiten der Psychotherapie. Ihre beharrliche Suche hat sie in "Der stumme Schrei" aufgeschrieben - offen, ungeschützt und selbstkritisch. Das Buch ist nicht nur ihre Lebensgeschichte, es ist ein Zeitzeugnis, das stellvertretend für etliche andere "Kriegskinder" und "Kriegsenkel" steht. Helga Zwosta hat jahrelang mit "ewigen Schuldgefühlen" und einem "Betonring um die Brust" leben müssen. Dieser ist geplatzt, schreibt sie. Das macht Mut. (Philipp Pfäfflin, Journalist)